Abschminkpads im Test: Wie man Schadstoffe meiden und die Umwelt schonen kann (2024)

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2025 | Autor: Christine Throl/Julia Dibiasi/Hannah Pompalla | Kategorie: Kosmetik und Mode | 25.10.2024

Abschminkpads im Test: Wie man Schadstoffe meiden und die Umwelt schonen kann (1)

Foto: Kmpzzz/Shutterstock; NatliaK/Shutterstock

Abschminkpads gibt es in der Ein- oder Mehrweg-Variante, aus konventioneller oder Bio-Baumwolle, gebleicht oder unbleicht, in Weiß oder mit Farbe. Doch worauf kann man achten, um die Umwelt zu schonen und bedenkliche Substanzen zu meiden? Unser Test von 31 Abschminkpads liefert Antworten.

Sie wollen die Testergebnisse?
  • Wir haben 31 Abschminkpads geprüft, darunter zehn Mehrwegprodukte. Pro Stück kosten die geprüften Mehrwegpads 0,50 bis 3,98 Euro, die Einwegpads je 140 Stück zwischen 0,90 und 3,48 Euro.
  • Viele geprüfte Abschminkpads können wir empfehlen.
  • Minuspunkte gibt es unter anderem für den Schadstoff Antimon, umweltbelastende optische Aufheller sowie die fragwürdigen Auslobungen "biologisch abbaubar" und "hypollergen".

Aktualisiert am 25.10.2024 | Make-up entfernen, reinigen, pflegen: Abschminkpads sind praktisch und in vielen Haushalten zu finden. Inzwischen sind die Produkte in vielen verschiedenen Varianten zu haben. Da sie häufig mit der empfindlichen Gesichtshaut in Kontakt kommen, stellt sich aber die Frage: Wie steht es eigentlich um die Inhaltstoffe von Abschminkpads?

Wattepads und Mehrwegpads im Test: dm, Waschies & Co. im Vergleich

Um das herauszufinden, haben wir 21 Wattepads und zehn waschbare Abschminkpads im Labor auf Schadstoffe untersuchen lassen. Das Ergebnis ist erfreulich: Viele Produkte sind empfehlenswert.

Zudem beweist dieser Test einmal mehr, dass Gutes nicht teuer sein muss. Denn "sehr gute" waschbare Abschminkpads aus ungebleichter Bio-Baumwolle gibt es bereits für 57 Cent pro Stück. In einigen Pads sind wir allerdings auf problematische Inhaltsstoffe gestoßen. Doch der Reihe nach.

Wie wird ein Wattepad hergestellt?

Beginnen wir mit den Einweg-Wattepads im Test. Die geprüften Abschminkpads bestehen laut Deklaration aus 100 Prozent Baumwolle – mal aus konventionellem, mal aus ökologischem Anbau. Bei der verarbeiteten Baumwolle handelt es sich nach Aussage der Hersteller um Baumwollreste, die bei der Textilproduktion anfallen und anschließend gebleicht werden.

Dafür gibt es unterschiedliche Verfahren, die mal mit, mal ohne Chlorverbindungen auskommen. Unser Test zeigt jedoch, dass manche Hersteller inzwischen auf diesen Schritt verzichten und ungebleichte Pads anbieten. Wir begrüßen das, denn: Das spart Chemikalien und verringert das Risiko, dass die Pads damit belastet sind.

Im nächsten Schritt werden die Baumwollfasern zu einem Vliesstoff zusammengefügt, der dann mithilfe von Wasserstrahlen verdichtet wird. So entsteht auch die außen festere und innen weiche Struktur der Pads, die zuletzt noch ausgestanzt und in Plastikbeutel verpackt werden.

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Kritik an der Auslobung "biologisch abbaubar"

So viel zur Herstellung. Obwohl man nun Wattepads als clevere Restverwertung sehen kann, fällt bei ihrer Entsorgung viel Müll an. Das Umweltbundesamt empfiehlt, Wattepads im Restmüll zu entsorgen, da sie nach Benutzung Makeup-Rückstände mit schwer abbaubaren Stoffen enthalten können.

Daher kritisieren wir bei zwei Produkten die Auslobung "biologisch abbaubar" und begrüßen das vom EU-Parlament befürwortete Gesetzesvorhaben, Werbung mit Begriffen wie "klimaneutral" oder "biologisch abbaubar" bis 2026 einzuschränken.

Apropos Müll: Um den Kreislaufgedanken zu fördern, haben wir die Hersteller zudem um Belege für verwendetes Recycling-Plastik (Rezyklat) aus der Wertstoffsammlung in den Verpackungen der Wattepads gebeten. Das Ergebnis: Bei elf von 21 Wattepad-Packungen im Test konnten die Hersteller den Einsatz von Post-Consumer-Rezyklat nachweisen.

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Mehrwegpads im Test: Labor stößt auf Antimon

Kommen wir nun zu waschbaren Abschminkpads. Da sich mit ihnen Müll sparen lässt, haben sie nach Auffassung des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) eine bessere Umweltbilanz als Einweg-Wattepads.

In unserem Test schneiden alle fünf Mehrweg-Abschminkpads aus reiner (Bio-)Baumwolle oder Baumwoll-Viskose-Mischgewebe mit "sehr gut" ab. Aber: Unter den fünf Pads, die ganz oder überwiegend aus Polyester bestehen, fallen zwei Produkte negativ auf.

Der Grund: Aus ihnen löste sich aus unserer Sicht zu viel des Schadstoffs Antimon, das in Form von Antimontrioxid bei der Herstellung von Kunstfasern häufig als Katalysator eingesetzt wird. Die Verbindung steht laut der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) unter Verdacht, krebserregend zu sein. Da Antimon über die Haut aufgenommen werden kann, ziehen wir beiden Produkten zwei Noten ab.

Optische Aufheller in waschbaren Abschminkpads gefunden

Außerdem ärgerlich: Das Labor hat in fünf der zehn getesteten Mehrwegpads optische Aufheller gefunden. Die Weißmacher steckten mal im Etikett, in einer Kordel oder auch im Pad selbst. Wir kritisieren die Aufheller, da sie schlecht biologisch abbaubar sind und daher die Umwelt belasten.

Bei zwei Abschminkpads bemängeln wir die Auslobung "hypoallergen". Denn der Begriff ist nicht konkret definiert und deshalb nach Auffassung des European Centre for Allergy Research Foundation (ECARF) sowie des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) keine Hilfe für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Stefanie Link von ECARF stellt klar, dass trotz dieser Werbeaussage allergene Stoffe in Produkten enthalten sein können. Wir werten die missverständliche Aussage aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes ab.

Abschminkpads im Test: Wie man Schadstoffe meiden und die Umwelt schonen kann (4)

Die Auswahl an waschbaren Abschminkpads ist groß. Doch welche Produkte sind empfehlenswert? Wir haben zehn Mehrwegpads getestet. (Foto: Olga Miltsova/Shutterstock)

Tipps zum Kauf von Mehrwegpads und Wattepads

Das empfiehlt ÖKO-TEST:

  • Personen, die Müll einsparen wollen, raten wir zu waschbaren Abschminkpads. Diese kann man auch aus Stoffresten selbst nähen.
  • Wer Einweg-Wattepads bevorzugt und trotzdem die Umwelt schonen will, greift am besten zu ungebleichten Exemplaren aus zertifizierter Bio-Baumwolle. Denn herkömmliche Baumwolle wird meist in biodiversitätsfeindlichen Monokulturen angebaut, die große Mengen Wasser verschlingen und wo viele chemisch-synthetische Düngemittel und Pestizide eingesetzt werden.Im Bio-Anbau sind diese Stoffe dagegen tabu. Zudem wird eher auf Mischkultur gesetzt und kein gentechnisch verändertes Saatgut genutzt.
  • Beim Kauf von Wattepads kann man außerdem dem Label Global Organic Textile Standard (GOTS) Ausschau halten. Die Zertifizierung garantiert, dass die im Produkt verarbeitete Bio-Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau stammt. Darüber hinaus werden soziale Mindeststandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette eingehalten.
  • Manche Anbieter von Einwegprodukten drucken "biologisch abbaubar" oder "kompostierbar" auf die Packung. Allerdings hat ein mit Make-up oder Nagellack getränktes Wattepad nichts im Kompost verloren. Die Kosmetikbestandteile können nämlich schwer abbaubare Substanzen enthalten. Benutzte Wattepads gehören in den Restmüll.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 3/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Abschminkpads im Test: Wie man Schadstoffe meiden und die Umwelt schonen kann (5)

Testverfahren

Insgesamt haben wir 31 Abschminkpads, darunter zehn Mehrwegprodukte getestet. Eingekauft haben wir die Pads in Drogerien, Supermärkten sowie im Internet zu Preisen zwischen 0,90 und 9,95 Euro pro Packung. Pro Stück kosten die Mehrwegpads 0,57 bis 3,98 Euro, die Einwegpads je 140 Stück zwischen 0,90 und 3,48 Euro.

Wir haben alle Produkte in verschiedenen unabhängigen Laboren auf optische Aufheller, Formaldehyd, Glyoxal sowie halogenorganische Verbindungen überprüfen lassen. Farbige Mehrwegpads oder solche mit farbigen Etiketten haben wir zudem auf krebsverdächtige/-erregende Farbbausteine (aromatische Amine) und Dispersionsfarbstoffe, die Allergien auslösen können, analysieren lassen. Alle Mehrwegpads hat ein Labor zudem auf lösliches Antimon geprüft, da Antimonverbindungen bei der Polyesterproduktion als Katalysatoren dienen.

Die Verpackung haben wir im Labor auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen untersuchen lassen und die Hersteller um Auskünfte zu eingesetztem Recyclingplastik aus dem Wertstoffkreislauf inklusive entsprechender Belege gebeten. Außerdem haben wir umstrittene Werbeaussagen wie "klimaneutral” und "biologisch abbaubar” sowie die Auslobung "hypoallergen” erfasst.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gemessener Gehalt von mehr als 5 mg/kg Antimon im Eluat.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: Auslobung "biologisch abbaubar" bei Wattepads aus Baumwolle, welche im Restmüll und nicht in der Biotonne und/oder auf dem Komposthaufen zu entsorgen sind.

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) optische Aufheller im Produkt, Etiketten (am Wäschenetz oder den Pads) und/oder Kordeln; b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage; c) Werbung mit "hypoallergen"; d) Auslobung Bio-Baumwolle auf einem Produkt ohne ausreichenden Nachweis, dass das getestete Produkt aus kontrolliert biologischem Anbau stammt (hier: Demak Up Bio Wattepads: GOTS-Zertifizierung für Produktgruppe "personal care hygiene, topical products" ohne Nennung des konkreten Produkts).

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Aromatische Amine: DIN EN 14362-1: 2017-05, DIN EN 14362-3: 2017-05. In farbigen textilen Teilen von Mehrwegpads, ggf. in Mischprobe sofern Produkt aus mehreren farbigen Teilen besteht.
Dispersionsfarbstoffe: HPLC/DAD nach Extraktion. In farbigen textilen Teilen von Mehrwegpads. In farbigen textilen Teilen von Mehrwegpads, ggf. in Mischprobe sofern Produkt aus mehreren farbigen Teilen besteht.
Formaldehyd: qualitativer Nachweis mit Carbazol/Schwefelsäure
Glyoxal: qualitativer Nachweis mit Phenylhydrazin/Schwefelsäure/Eisen(III)chlorid.
Halogenorganische Verbindungen: a) Messung des AOX-Gehaltes nach DIN EN ISO 9562:2005-02 nach Heißwasserextraktion; b) Messung des EOX-Gehaltes nach DIN 38414-17:2017-01 nach Extraktion mit organischem Lösungsmittel.
Optische Aufheller: qualitativer Nachweis (UV-Licht). In allen Wattepads und textilen Teilen inklusive der Zugbändchen von Verpackungsbeuteln.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: November – Dezember 2023.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 3/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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